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Suryoye Augsburg - Traditionelle Feier der "Hano Kritho"
Bräuche und Traditionen gibt es rund um den Globus und jedes Volk hat speziell seine eigenen Feierlichkeiten im Jahr. Diese besonderen Tage bieten einen wunderbaren Einblick in die jeweilige Kultur der unterschiedlichen Völker. Eine der fest verankerten traditionellen Feierlichkeiten bei den Aramäern (Suryoye) ist die "Hano Kritho" - vergleichbar mit dem Fastnachtsumzug. Diese alljährliche kulturelle Feier fand am 10. März 2019 in den Räumen unseres Vereins statt.

Im bis auf den letzten Platz gefüllten aramäischen Vereinsheim begrüßten die 1. Vorsitzende, Antiochia Cicek, und der 2. Vorsitzende, Johannes Georgs, die anwesenden Mitglieder und Freunde. Unter ihnen befand sich ein Ehrengast aus Schweden, nämlich Abuna (Priester) Melek Ülger, der eine aramäische Gemeinde in Vesteräs als Pfarrer betreut. Abuna Melek wurde von allen Gästen mit offenen Armen sehr herzlich empfangen, denn sehr lange hat er mit seiner Familie in Augsburg gelebt und war für die syrisch-orthodoxe Kirche von Antiochien als Religionslehrer in der Fuggerstadt tätig. Vorallem aber für seine damaligen Schüler war es eine überaus große Freude ihn nach so langer Zeit wiederzusehen.



Foto: Antiochia Cicek heißt Pfarrer ( Abuna ) Melek willkommen

Sie blickten zurück an die schöne Zeit, die sie mit ihrem geschätzten Lehrer verbracht hatten. Für Abuna Melek war es ebenfalls ein besonderer Moment in die strahlenden Gesichter seiner Schüler zu blicken und insbesondere die Kinder dieser Schüler zu sehen. Augsburg steht für ihn immer an erster Stelle, wenn er in Richtung Deutschland blickt, denn all die wunderschönen Jahre, die er in der Fuggerstadt mit seinen Freunden, Familien und Schülern erlebt hat, bleiben ein Leben lang in Erinnerung. Nach der Begrüßung übergab man das Wort an Pfarrer Melek, der seinen Segen den anwesenden Gästen aussprach. Anschließend erzählte er die Sage der "Hano Kritho" aus dem historischen Kontext.

 

"Vor langer Zeit bedrohten fremde Mächte das Reich eines Königs in unserer Heimat Bethnahrin (Mesopotamien). Der König war gezwungen sein Land zu verteidigen. Bevor er in die Schlacht zog, gab er Gott ein Versprechen ab und sagte, falls er den Krieg gegen seine Feinde gewinnen sollte, so werde er aus Dankbarkeit die erste Person, die ihm bei der Rückkehr in seiner Heimat entgegenkommt, opfern. Zum großen Entsetzen des Königs, war es seine eigene Tochter, die ihm als erste entgegenkam, um ihren Vater zu begrüßen. So war er gezwungen, seine geliebte Tochter zu opfern, da er sein Wort gegeben hatte. Seine Soldaten und Freunde wollten ihn davon abbringen. Doch niemand sollte am Wort des Königs zweifeln. Die Tochter, welche den Entschluss einsah, bat ihren Vater lediglich um drei Tage Gnadenzeit. Der König erfüllte den letzten Wunsch seiner Tochter. Die Königstochter lud all ihre Freunde und Bekannte zu einem Fest ein. Während dieses Festes wurde gegessen, gesungen und getanzt. Die Königstochter bat allen Anwesenden, dieses Fest einmal im Jahr zu feiern, nämlich einen Tag vor dem Fasten (Ostern-Fasten). Nachdem die drei Tage vorüber waren, hielt sie ihr Versprechen und kehrte zu ihrem Vater zurück und der König opferte seine eigene Tochter voller Schmerz."

Nach der Erzählung der Sage von "Hano Kritho", sprach Abuna Melek ein paar Worte zu den Jugendlichen. Er sagte, dass sie, als nächste Generation, die Aufgabe und Pflicht haben, die kulturellen, sprachlichen und religiösen Werte der Aramäer in der Diaspora am Leben zu erhalten. Sie sollen sich noch aktiver im gesellschaftlichen, sozialen und politischen Leben „zeigen“.

                                                                                                                                                                                                                                      Foto: Die Frauengruppe des Vereins mit Abuna Melek und einigen Vorstandsmitgliedern des Vereins

Im Anschluss an seiner Rede bat die Frauengruppe des Vereins, unter der Führung von Naila Özdemir, Abuna Melek, das von ihnen eigens für die "Hano Kritho" vorbereitete traditionelle Essen "Birgel" (Couscous), "Kaliyo" (kleine Fleischstücke) und Rührei zu segnen. Danach wurde die "Hano Kritho" (Frauenfigur) von den  Kindern im Vereinsheim "herumgetragen" und gefeiert. Die Gäste bedienten sich am vorbereiteten Buffet, während auf der Leinwand ein "Theaterstück" zum Thema der "Hano Kritho" abgespielt wurde. Mit Musik und Tanz ging dann eine großartige Veranstaltung am Abend zu Ende.

Wir bedanken uns bei allen Organisatoren, die diesen Tag möglich gemacht haben. Insbesondere danken wir Abuna Melek, der uns mit seinem Kommen sehr berührt hat.


Mehr Fotos von der Hano Kritho:

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